Martin Kraft

Brasilien


 B r a s i l Brasilien ist seit Jahren mein bevorzugtes Urlaubsland. Dort finde ich nicht nur sommerliche Sonne und südliche Früchte mit einem unglaublichen Aroma, wenn hier in Deutschland Winter ist. Brasilien und seine Bevölkerung sind mir auch Lehrmeister in Fröhlichkeit, Gelassenheit und Gastfreundschaft. Ganz besonders trifft dies auf die im Bundesstaat Bahia überwiegenden schwarzen Bewohner und im Bundesstaat Pará auf die indigene Bevölkerung zu.
Mehrfach hatte ich Gelegenheit, im Februar meinen Urlaub in Brasilien zu verbringen. Der Karneval in Rio ist mit seinem Wettbewerb der Sambaschulen sehenswert; einen richtigen Straßenkarneval findet man aber im Nordosten Brasiliens, allen voran der fünftägige Karneval in Salvador, der Hauptstadt des Bundesstaates Bahia. Mehr als 80% der bahianischen Bevölkerung sind Schwarze oder Mulatten.  B a h i a
Bloco Eva Karneval in Salvador - niemand weiß, wie viele Menschen da auf der Straße sind: zwischen einer Million und zwei Millionen junger Menschen. Charakteristisch sind die sogenannten Blocos: 50 bis weit über 1000 Leute in einheitlichem Gewand (meistens grell buntes T-Shirt und Shorts) tanzen um eine Musikgruppe oder einen "trio elétrico" herum, der sich langsam durch die Straße bewegt. Bei letzterem handelt es sich um einen großen Sattelschlepper, dessen Auflieger aus rundherum montierten Lautsprechern (bis zu 80.000 Watt) besteht. Hoch oben spielt eine bekannte Band, und alle kennen die Stücke aus dem Radio oder der letzten CD der Gruppe.
Wo man auch immer steht oder geht: nie ist der nächste fliegende Händler mehr als wenige Schritte entfernt, der aus seiner Schaumstoffbox eiskaltes Bier in Dosen verkauft. Auf den Plätzen und in den Nebenstraßen werden gebratene Fleisch- oder Käsespieße angeboten, salziges Popcorn oder die typischen bahianischen Acarajés, die zwar von der Form her an Hamburger erinnern mögen, aber nur aus Zutaten der afro-brasilianischen Küche bestehen.
Den Charme der 2-Millionen-Stadt Salvador entdeckt man besser außerhalb der Karnevalstage, wenn die Bretterverschläge vor den Geschäften in den Hauptstraßen wieder weg sind. Im renovierten Stadtteil Pelourinho empfiehlt sich ein abendlicher Spaziergang und Kneipenbummel nicht nur wegen der diversen Cachaças, sondern auch wegen der Livemusik an mehreren Stellen und gelegentlich durch die Straßen ziehenden übenden Trommelgruppen. Empfehlenswert sind auch die nördlicheren Stadtstrände und das Museum für moderne Kunst. Sprachschulen bieten speziell Kurse für Ausländer an, die sowohl die portugiesische Sprache als auch die Kultur Bahias kennen lernen wollen. In den Schulen Casa do Brasil und Diálogo habe ich kompetente und motivierte Lehrer und leistungsfähige Lehrkonzepte vorgefunden. Keinesfalls versämen sollte man einen Besuch in der kleinen Bar Laranja Mecânica in der Rua Belo Horizonte (Nähe Shopping Barra). Die Qualität der dort frisch zubereiteten Tijela de Acaí ist in Brasilien spitze und preisgekrönt. Pelourinho
Rodizio Die Städte Campinas und São Paulo sind Wirtschaftsmetropolen des Landes und für Touristen nicht ganz so interessant. Auf jeden Fall kann man dort hervorragend essen gehen; wenigstens ein Rodízio sollte man sich nicht entgehen lassen. Dabei nimmt man zunächst einen möglichst kleinen Happen Salat und bleibt dann mit seinem Teller am Tisch sitzen. In kurzen Abständen und auch noch nach dem Abwinken kommen die Kellner mit großen Fleischspießen vom offenen Feuer vorbei und schneiden einem ein Stück der verschiedensten herrlichen Fleischsorten (vorwiegend Rind) auf den Teller. Dazu mindestens eine Caipirinha und einiges Bier: kulinarisches Brasilien so recht nach meinem Touristengeschmack.
Im Süden Brasiliens gibt es eine Menge weiterer wunderbarer Urlaubsziele. 1997 konnte ich die Fahrt mit dem Touristenzug Litorina von Curitiba nach Paranaguá mitmachen. Eine traumhafte Reise durch ein riesiges Naturschutzgebiet. Von Paranaguá nach einer kurzen Bootsfahrt gelant man auf die Ilha do Mel, die "Honiginsel", ein paradiesisches Fleckchen Erde und einem Meerwasser, wärmer als in der heimischen Badewanne. Weiter südlich, im Bundesstaat Santa Catarina gibt es viele weitere Traumstrände. An einigen Stellen trifft man auf argentinische Touristen, leicht findet man aber kilometerlange Strandabschnitte ohne eine Menschenseele, sogar an mehreren Stränden der Insel Florianopolis, die schon alleine einen Urlaub wert sind. Ilha do Mel
Brasilien ist ein riesiges Land. Neben den hier beschriebenen Orten konnte ich auch schon einige andere besuchen, z.B. im Pantanal und im Bundesstaat Pará. Überall traf ich freundliche und fröhliche Männer und Frauen. Ich werde wieder zurückkommen und in der Zwischenzeit genieße ich meine Kontakte zu Brasilianern in Brasilien und Deutschland.


Zurueck Zuletzt geändert am 26. November 2000 Martin Kraft.